Bericht (von Steffi)

Fast 1 Jahr vor dem Berlin Marathon, machte ich in der mitlerweile stattfindenden Lotterie mit, bei der die Startplätze nun verlost werden. Mein letzter Start war schon fast 10 Jahre her und damals war es noch kein Problem an einen Platz bei diesem Rennen zu kommen. Also hieß es zittern bis zum Auslosungstag und tatsächlich hatte ich Glück und war eine von über 40.000 Läufern, die einen Platz bekam.

Mit einem Marathonplan aus einem uralten Buch, machte ich mich also 8 Wochen vorher ans Training. Bedingt durch den IM Frankfurt startete ich später und musste leider auch 2 Wochen vorher abbrechen und auf leichte Einheiten umsteigen, da ich die hohe Belastung nicht mehr verkraftete. Mein Ziel war es, meine bis dahin bestehende Bestzeit von 3:52:19 deutlich zu unterbieten. Die Halbmarathonzeiten der letzten Jahre waren hervorragend und die Form sollte dies eigentlich hergeben. So ging ich gemeinsam mit meinem Freund an den Start, der sich erbarmt hatte mich zu ziehen. Leider sprangen ja alle in Frage kommenden Solis nach und nach ab.

Im Vorfeld hatten wir einen Split ausgemacht, mit dem wir noch etwas Puffer herauslaufen konnten. Am Rennmorgen schrieb ich mir die Zwischenzeiten für 3:39 Stunden auf den Arm, um nachschauen zu können, ob wir einigermaßen im Rennen lagen. Außerdem vereinbarten wir, dass wenn es einem von uns schlecht gehen würde, der andere sein Tempo weiterläuft und keine Rücksicht nimmt.

Bei über 40.000 Teilnehmern am Marathon zieht sich das Startfeld enorm in die Länge und wird nach Zeiten in verschiedene Blöcke eingeteilt. Leider wurde ich im Block >4:00 Stunden eingeteilt, wir schummelten uns aber nach vorne in den Block um 3:45 Stunden.

Nach dem Startschuß um 9:00 Uhr, gingen wir erst 15-20 Minuten später über die Startlinie und das Gefühl war einfach gigantisch. Ich hatte Gänsehaut, die Stimmung war grandios und diese vielen Tausenden Läufer vor und hinter einem zu sehen ist einfach unbeschreiblich. Berlin ist und bleibt einer meiner absoluten Lieblingsläufe, zumal es keinen Meter an der Strecke gibt, auf dem nicht etwas los ist. Die äußeren Bedingungen waren perfekt, Sonnenschein und ca. 10 Grad.

Natürlich ist es auf der Strecke extrem voll und es dauerte bis Kilometer 10, bis wir etwas mehr Luft zum Laufen hatten. Dennoch hat die Masse vorher das Tempo kaum gedrückt, da das Feld zeitlich doch sehr gut zusammenpasste und wir alle knapp über 5 Minuten/Kilometer liefen.

Micha sorgte während des Laufes für das Tempo sowie die Verpflegung. Ich musste mich um nichts weiter kümmern, als mein Tempo konstant weiterzulaufen. Obwohl ich nicht am Limit lief und wir sehr gleichmäßig unterwegs waren, fingen die Beine schon vor der Halbmarathonmarke an schwer zu werden. Die Oberschenkelmuskulatur wurde immer fester und der Muskelkater kroch unaufhaltsam in die Beine. Bis Kilomter 30 konnte ich mich noch einigermaßen zusammenreißen, aber dann wurden die Schmerzen schon sehr heftig und ich hatte große Zweifel, ob ich mein selbstgestecktes Ziel noch erreichen würde. Die 3:39 Stunden waren definitiv weg und ich hoffte, dass ich es noch unter 3:45 Stunden schaffen würde. Der Weg bis dahin war aber lang.

Bei Kilometer 32 schickte ich meinen Freund dann vor, da ein gemeinsames Laufen immer weniger Sinn machte und ich deutlich rausnehmen musste. Ab da quälte ich mich dann alleine durch die Straßen Berlins, wobei man sagen muss, daß man ja zum Glück nie alleine ist. Und dies gab mir letzlich dann auch die Kraft und Motivation nicht wie viele andere stehen zu bleiben oder ins Gehen zu wechseln, sondern durchzubeißen und weiter zu laufen. Der Weg zum Brandenburger Tor und durchs Tor hindurch ist unbeschreiblich befreiend und beflügelt auf den letzten Meter ungemein. Meine Freude und mein Grinsen kannten kein Halten mehr und ich genoss diese letzten Meter in vollen Zügen. Am Ende standen fantastische 3:43:51 auf der Uhr und eine Verbesserung um 9 Minuten. Bei besserer Vorbereitung und wenn ich ausgeruht ins Rennen gehen kann, ist sicher noch eine Menge mehr drin. Ich komme bestimmt bald mal wieder.